Am 20.7. gegen Mittag stehe ich an der Stelle wo der Braldu-
in den Muztagh-Fluss fließt. Ein Grenzstein zeigt, das China
auf der gegenüberliegenden Flussseite liegt. Niemals zuvor
kam ein Ausländer seit Francis Younghusband an diese Stelle.
Doch hier ist erst einmal Ende, der Muztagh-Fluss kommt so nah an
die pakistanische Seite, dass wir nicht durchs Flusstal gehen können
und die Felswände sind steil und gut 500 m hoch. Wir beschließen
zurück zu gehen und die unpassierbare Stelle zu umgehen. Es
gibt einen Pass von dem schon Shambir berichtete. Shambir lebte Anfang des 20. Jahrhunderts
in Shimshal und er bekam vor 98 Jahren den Auftrag vom Mir in Hunza
das Gebiet des Muztagh zu erkunden. Er rüstete Shambir mit 20
Trägern, Verpflegung und einem Ziegenbalgboot aus. Dieser Shambir
wird heute noch in den alten Lagerfeuerliedern der Shimshali besungen
und Mehman Khan, einer unserer Träger ist der Ururenkel dieses
Shambir und Mehman wollte auf den Spuren seines Ahnen wandeln. Und wir fanden den Pass den Shambir ehemals wählte,
den 5155m hohen Chindrikin-Wajeen Pass. Ein schwieriger, steiler
Pass, besonders der Abstieg machte uns zu schaffen. Aber es war
der Zugang zum Muztagh-Tal, das in den Karten fälschlicherweise
oft als Shaksgam-Tal bezeichnet wird. Das eigentliche Shaksgam-Tal
zieht sich aber von der K-2 Nordwestseite hinunter nach Mazar in
China, während das Muztagh-Tal nach Westen zum Braldu-Tal verläuft. Am 26. Juli erreichten wir in einer Höhe von 3709m ein Seitental mit Gletscherfluss von einem unbekannten Berg der im Süden in einem Seitental funkelt, er muss zwischen 6500 und 7000m hoch sein. Dieser Fluss war gegen Mittag nicht mehr zu queren und wir mussten hier ein Camp errichten. Im Osten ragen zwei gewaltige Gipfel in den Himmel: Der K-2 mit seiner Nordwestflanke und ein weiterer grandioser Gipfel, der nach meiner ersten Überzeugung der Broad-Peak sein müsste. Nach längerer Recherche ist es aber eher wahrscheinlich, das es der 7550 m hohe Skyang Kangri ist, der auch Staircase-Peak genannt wird. Ein erst einmal erstiegener Berg, von dem es so gut wie keine Bilder gibt. In der Mitte liegt der "kleine" Shiptons-Peak mit 6640m. Es war gut, dass wir dort übernachten mussten, ich habe das Panorama bis in die Nacht hinein genossen. Am nächsten Morgen konnten wir mit Mühe den Gletscherfluss durchqueren, aber dank der vielen Flussdurchquerungen der letzten Tage hatten wir eine gewisse Routine in dieser eiskalten Disziplin. Wieder folgten wir den Spuren der Qulans, der Wildesel, die es hier im Muztagh-Tal in großer Population noch gibt. Sie ziehen wie wir mit ihnen von Oase zu Oase, queren die Hänge und durchsteigen die Gletscherflüsse. Ab und zu sehen wir auch Blauschafe und einmal sogar ein Rudel Steinböcke. Der Adler, Wolf und der Schneeleopard sind den Spuren zufolge ebenfalls im Muztagh-Tal zuhause. Am 27. Juli erreichten wir die Stelle, an der man im Norden das Shaksgam-Tal sieht. Von dort ziehen die Uighuren mit ihren Kamelen von Mazar aus hinauf zum Basislager an der Nordseite des K-2. Auch wir sehen von unserem Camp am Abend auf der gegenüberliegenden Seite des Muztagh ein Versorgungscamp der Chinesen. Im Osten ragen zwei gewaltige Gipfel in den Himmel: Der
K-2 mit seiner Nordwestflanke und ein weiterer grandioser Gipfel, der
nach meiner ersten Überzeugung der Broad-Peak sein müsste. Nach
längerer Recherche ist es aber eher wahrscheinlich, das es der 7550
m hohe Skyang Kangri ist, der auch Staircase-Peak genannt wird. Ein erst
einmal erstiegener Berg, von dem es so gut wie keine Bilder gibt. In der
Mitte liegt der "kleine" Shiptons-Peak mit 6640m. Es war gut, dass wir
dort übernachten mussten, ich habe das Panorama bis in die Nacht hinein
genossen. Am 27. Juli erreichten wir die Stelle, an der man im Norden das Shaksgam-Tal sieht. Von dort ziehen die Uighuren mit ihren Kamelen von Mazar aus hinauf zum Basislager an der Nordseite des K-2. Auch wir sehen von unserem Camp am Abend auf der gegenüberliegenden Seite des Muztagh ein Versorgungscamp der Chinesen. Der nächste Tag sollte eigentlich einfach sein. Von Westen fließt der Gletscherfluss des Skamri-Gletschers in den Muztagh. Wir wollten diesen Fluss überqueren und hinüber uer Oase Sughet-Jangal. Aber es sollte ein harter Tag werden, denn wir mussten hinauf auf den Skamri-Gletscher und ihn hinter seiner Gletscherzunge queren, denn der Fluss war zum durchwaten zu tief. 10 Stunden waren wir an diesem Tag schließlich unterwegs und erreichten völlig geschafft am späten Nachmittag einen Lagerplatz an der Gletscherzunge des Sarpo-Lago-Gletschers. Der Eintrag vom 28. Juli in meinem Tagebuch spricht für sich: gnadenloser Tag, schwieriger Weg, 4,5 Std. Gletscher gequert und am Abend noch ein Sandsturm.
Vom ersten Tag an gab es die Möglichkeit umzukehren. Oft dachte ich an einer schwierigen Stelle, dies ist das Aus, nun müssen wir sicher umkehren, doch dann fanden wir wieder eine Lösung und es ging weiter. Die Strapazen waren bisher ungeheuer und mit jedem Tag und jeder Schwierigkeit die wir gemeinsam meisterten wuchs unsere kleine Mannschaft zusammen und wir entfernten uns mehr und mehr von dem Gedanken umzukehren. Nie spürte ich bisher Missmut in der Gruppe und niemals hatte ich das Gefühl einer wollte aufgeben. Nun lagen vor uns vielleicht noch 3-4 harte Tage bis hin zum Baltoro, zurück wären es mindesten 14 Tage. Unsere Verpflegung reichte nur noch für vier Tage. Jedem war klar, es gibt kein zurück, wir müssen weiter und den Pass finden. Wir folgten dem Sarpo-Lago-Gletscher eineinhalb Tage. Ein
schwieriger Gletscher, zum Teil völlig zerrissen, ein ständiges
Auf und Ab. Einmal dachte ich es ist aus, wir finden nicht mehr raus aus
dem Labyrinth, doch Alif fand den Weg, präzise wie ein Schweizer
Uhrwerk und mit einem Sinn für Gletscher den ich nur schwer nachvollziehen
kann. Am Abend des 30.Juli erreichen wir endlich das Ende der schwarzen
Pyramide und dort errichten wir das Alif-Basecamp in einer Höhe von
4625m. Ein grandioser Ausblick auf eine unbekannte Gletscher-und Bergwelt.
Unbestiegene und unkartierte 6 und 7000er sind im Süden und im Westen
zu sehen. Gewaltige Gletscherabbrüche stürzen hier in den Sarpo-Lago
hinunter. Wir sind alle ein wenig gespannt, denn laut meines Sattelitenfotos
müssten wir Morgen den Baltoro zumindest sehen. Längs über den Pass zieht sich eine
tiefe Gletscherspalte. Alif tastet sich angeseilt hinüber
und wir folgen einer nach dem anderen. Hinunter wird es nun schwieriger,
steiles Firneis und zwei weitere Spalten. Wir benötigen 150m
Fixseil. Nach dem alle unten sind werfe ich das Seil hinunter und
gehe mit Steigeisen und zwei Eispickeln bis zum Gletscherboden. Im Osten sehe ich ein riesiges weisses Trapez,
dies müsste die Chogolisa sein, phantastisch, aus dieser Perspektive
habe ich den Berg noch nie gesehen. Wir gehen gut 1,5 Std. an der gewaltigen
Muztagh-Tower Nordflanke entlang, dann taucht endlich tief unten der
Eisstrom des Baltorogletschers auf. Der Muztagh-Gletscher wird im
unteren Teil noch einmal sehr brüchig und zerrissen und wieder
ist Alif mit seiner ganzen Erfahrung gefordert uns durch diesen elendigen
Bruch zu leiten. An der nördlichen Seitenmoräne errichten
wir schließlich bei Dämmerung in einer Höhe von 4065m
unser Baltoro-Muztagh Camp.
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